148 km (4 Tage) in Hessen: Zu Fuß von Schmitten im Taunus über mehrere Burgen, an die Deutsche Fachwerkstraße mit den Städten Braunfels, Herborn und Dillenburg, bis nach Marburg

Und zwischendrin:
Regionalliga Südwest, 32. Spieltag
TSV Steinbach Haiger - FC Astoria Walldorf 0:1
Zuschauer: 1.063

Aus 5 Tagen wurden 4 Tage:

Fast 150 km in 4 Tagen;  über 10 % der Gesamtstrecke der Regionalliga Tour. Wobei es aufgrund der knappen Zeit vor allem der Abend-Abschnitt nach dem Spiel in Steinbach in sich hat.

 

Ursprünglich geplant war eine 5-Tages- Tour über etwa 155 km. 33 h vor dem geplanten Start wurde daraus eine 4-Tages-Tour und die Route auf etwas mehr als 140 km angepasst (die dann aber ein paar km länger wurde). Die letzten beiden Übernachtung (Freitag in Dillenburg, Samstag in Angelburg Lixfeld) waren bereits telefonisch reserviert, die Suche nach der 1. Übernachtung am 1. Mai gestaltete sich jedoch schwierig. Dies lag sicherlich auch am Radklassiker Eschborn-Frankfurt, welcher am 1. Mai stattfand. Bekannt war mir das nicht, zufällig erfuhr ich davon am 1. Mai im TV. Die Strecke führte über den Großen Feldberg, durch Kelkheim und Königstein im Taunus. Genau dort war ich einige Tage zuvor unterwegs - nur eben auf 2 Füßen und nicht auf 2 Rädern.

 

Dienstag Mittag unternahm ich nochmals den Versuch, eine halbwegs an der Route liegende Unterkunft zu finden. Da dieser Versuch scheiterte, entschied ich, erst am 2. Mai zu starten. Aus den eigentlich relativ entspannten ersten 3 Tagen wurden somit 2 Tagesetappen mit jeweils fast 40 km.

 

Mein bereits gebuchtes Bahnticket (Zug- und Personengebunden, keine Storno Möglichkeit) für den 1. Mai im Wert von 22,40 EUR musste ich verfallen lassen, fand aber für Donnerstag eine günstige Gelegenheit, um zum Ausgangspunkt in Schmitten zu gelangen: 5 EUR für die FlixTrain Strecke Stuttgart - Frankfurt, 5,30 EUR für die DB-Fahrt bis Stuttgart und 8,60 EUR für die Weiterfahrt ab Frankfurt. Macht in Summe gerade einmal 18,90 EUR - die zusätzliche Übernachtung wäre teurer.

02.05.2019: Schmitten - Pferdskopf - Grävenwiesbach - Braunfels (Philippstein)
37,6 km, Höhenmeter: 850 m Aufstieg, 1.080 m Abstieg

Ausnahmsweise packte ich das meiste "Gepäck" bereits am Vorabend, war aber auch für die 4-Tages-Tour gewohnt leicht beladen unterwegs. Nach einem ungewöhnlich späten Start in der Vorwoche (6:53 Uhr am Bahnhof), folgte heute der früheste Bahn-Start meiner Tour: 5:25 Uhr war die planmäßige Abfahrtszeit Richtung Stuttgart, ein Wochentag macht's möglich. Sonst starten meine Regionalliga-Touren-Tage fast ausschließlich am Samstag, wo es eine solch frühe Verbindung nicht gibt.

 

Nach der pünktlichen Ankunft mit dem FlixTrain in Frankfurt stieg ich in die U-Bahn nach Oberursel, wo die Strecke an den letzten Haltestellen oberirdisch in etwa dem Radklassiker Eschborn-Frankfurt vom Vortag folgte. Nach etwas mehr als 20 min in Oberursel konnte ich in den Bus nach Schmitten umsteigen, welcher auf der L3004 für 8 km - bis zur Haltestelle "Schmitten-Arnoldshain Sandplacken" - ebenfalls dem Streckenverlauf des Radrennens folgte.

 Direkt nach der Ankunft (kurz vor 10 Uhr) an der Bushaltestelle der Kirche in Schmitten lief ich dem ersten Tagesziel entgegen - dem Pferdskopf (663 m ü. M.). Der erste Kilometer durch und hinter Schmitten flach, dann ging es in den Wald aufwärts. Mal mehr, mal weniger steil stieg ich auf den Pferdskopf (663 m ü. M.), ohne vorher zu wissen, was mich dort erwartet. Auf dem bewaldeten Gipfel fand ich einen 34 m hohen Aussichtsturm aus Holz, welcher frei zugänglich ist. Und da eine Begehung eines zugänglichen Gipfel-Turmes für mich praktisch obligatorisch ist, musste der Turm natürlich bestiegen werden. Auch die über 30 noch vor mir liegenden Kilometer und die wetterbedingt suboptimale Sicht konnten das nicht verhindern.

 

Oben angekommen, konnte der nähere Wald von oben begutachtet werden - eine weite Fernsicht wollte mir das Wetter heute nicht zugestehen.

 

Dem Aufstieg zum und auf den Turm folgte nun der Abstieg ins Dorf Treisberg und weiter ins benachbarte Neuweilnau. In Treisberg lief ich kurz nach 11 Uhr an einem Restaurant vorbei und überlegte hier oder erst in Grävenwiesbach (dort wäre mehr als die Hälfte geschafft) einzukehren. Da es doch noch recht früh war, entschied ich mich fürs weiterlaufen. Wie erwartet, kam ich bis Grävenwiesbach an keiner Lokalität vorbei.

 

Weiter schnell unterwegs, führte mich der Abstieg nach Neuweilnau, von wo aus man einen schönen Blick auf Altweilnau hat (beides Ortsteile der Gemeinde Weilrod). Ums Jahr 1200 erbaut, ist die Ruine der Burg Weilnau noch heute erhalten. Von weitem stechen der runde Bergfried sowie der wohl 1340 erbaute quadratische Torturm hervor. Wenn man nicht gerade eine fast 40 km lange Tagesetappe läuft, wäre sicherlich ein kleiner Umweg nach Altweilnau lohnenswert. In Neuweilnau fällt vor allem ein Turm ins Auge, welcher auch älteren Datums sein könnte. Tatsächlich wurde ist dieser erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Auch in Neuweilnau ließ ich mich auch keinen Umweg ein; auch nicht für das  Schloss Neuweilnau oder die Burgruine.

 

Auf etwa 600 m folgte ich ab Neuweilnau der L3051. Da hier nur sehr weniger Autos unterwegs waren, konnte man problemlos auf der Straße laufen. Etwa 2 km hinter Neuweilnau stieß ich auf einen Wegweiser "Zum Weiltalblick 0,3 km". In Erwartung eines schönen Blicks ins Weiltal nahm ich diesen Umweg in Kauf. Statt 300 m waren es bis zum Aussichtspunkt jedoch höchstens 100 m. Hier befindet sich eine kleine Holzhütte und tatsächlich gibt es eine gute Sicht ins Weiltal. Nach einer kurzen Rast zog sich die restlichen fast 10 km bis Grävenwiesbach durch Wälder, vorbei an Feldern und Wiesen, durch die Dörfer Gemünden und Naunstadt.

 

Gegen 14:30 Uhr erreichte ich Grävenwiesbach, fand zu dieser Zeit jedoch kein geöffnetes Restaurant. Eigentlich hatte ich einen größeren Ort erwartet und ging davon aus, auch nachmittags findet sich da ein nettes Restaurant. Dem war nicht so, so dass ich beim Supermarkt-Bäcker nur 2 Frikadellen im Brötchen aß (viel größer war die Auswahl zu dieser Zeit auch nicht mehr). Bis zum Tagesziel würde es schließlich keine Einkehrmöglichkeit mehr geben.

 

20 km waren nun bereits geschafft und zumindest ein wenig gestärkt, setzte ich meine Wanderung fort. Hinter Grävenwiesbach noch für etwa 2 km durchs offene Gelände und ab da den Rest des Tages fast ausschließlich durch den Wald.

 

Meine geplante Route führte auch über kleine Waldwege, die kaum begangen werden. So "strandete" ich irgendwo im Wald, weil einer der Pfade im Wald endete. Umdrehen und zurück zu einem besseren Weg zu gehen, schien keine Option - schließlich war die geplante Etappe lang genug. Also irrte ich im Wald umher, über kleine Lichtungen, dichtere Sträucher & Bäume, bis ich auf einen breiten Waldweg traf, den ich auf meiner Karte jedoch nirgends zuordnen konnte… Dieser Weg führte mich wieder ins Gelände, wo ich kurze Zeit später einen neuen Weg fand, dem ich ein kleines Stück folgte. Ich glaubte, den Weg auf meiner Karte zu sehen, würde ihn nur in die falsche Richtung laufen. Also umdrehen und tatsächlich war das der vermutete Weg. Letztendlich war die Aktion ein sinnloses herumirren im Wald und es wäre doch sinnvoller gewesen, anfangs umzudrehen.

 

Auch den Rest des Tages ging es fast ausschließlich durch den Wald, in dem mir fast den ganzen Tag über keine anderen Menschen begegneten. Wenige Kilometer vor dem Ziel gab es ein Hinweisschild zum Aussichtspunkt "Diabasbruch". Vermutlich einfach ein Aussichtspunkt auf einen Steinbruch, der auf meiner Karte vermerkt war, dachte ich. Nach stundenlangem laufen durch den Wald wäre eine Aussicht, auf was auch immer, zumindest etwas Abwechslung und ich machte den kleinen Abstecher. Wie vermutet hat man dort oberhalb des Diabasbruches einen Aussichtsplatz eingerichtet, von wo aus man den Steinbruch überblicken und den Diabas-Abbau von oben beobachten kann. Mehrere Infotafeln versorgen Interessierte mit Infos über Diabas und den Steinbruch.

 

Nach einem kurzen Aufenthalt über dem Diabasbruch nahm ich die letzten etwa zweieinhalb Kilometer nach Philippstein in Angriff und erreichte schnell die gleichnamige Burgruine oberhalb der Ortschaft. 1390 ließ Philipp I. von Nassau-Saarbrücken-Weilburg die Burg auf einem Bergsporn bauen. Im 19. Jahrhundert wurde die Ruine von Bewohnern als "Steinbruch" missbraucht und die Steine wurden für den Bau neuer Gebäude genutzt. Der Bergfried war verschlossen und für mich unzugänglich (man erhält den Schlüssel wohl gegen Pfand und 1 EUR Eintritt im Gasthaus Gombel). Vom oberen Teil der Ruine konnte ich zum ersten Mal die Burg Braunfels sehen, welche mich am nächsten Morgen als Highlight der 4-Tages-Tour erwarten sollte.

 

In Philippstein suchte ich gleich meine Unterkunft auf, die ihre 40 EUR (ohne Frühstück) nicht wert War. Immerhin gab es im dazugehörigen Gasthof für mich endlich ein richtiges und leckeres Essen, dass ich mir nach dem langen Tag mehr als verdient hatte.

03.05.2019: Braunfels (Philippstein) - Schloss Braunfels - Herborn - Dillenburg
40,3 km, Höhenmeter: 635 m Aufstieg, 585 m Abstieg

Heute standen ein paar kleine Städte mit alten Fachwerkhäusern sowie Kurz-Besuche zweier Burgen auf dem Programm - und nebenbei 40 km Laufstrecke. Wie schon des öfteren ging es zu spät los; 8:45 und somit über 2 h später, als anvisiert. Bei leichtem Nieselregen war der historische Marktplatz vom Luftkurort Braunfels nicht einmal 45 min erreicht. Ein zu dieser Zeit idyllischer und gemütlicher Platz - vielleicht gar der schönste Marktplatz meiner Regionalliga-Tour. Geradezu ideal also für eine gemütliche Pause bei einer Tasse Cappuccino, wenn auch von meinem 40 km Tag erst ein Bruchteil geschafft war. 

 

"Braunfels ist - davon bin ich zutiefst überzeugt - eine attraktive, lebendige, interessante, lebens- und liebenswerte Stadt." Diesem Satz aus dem Grußwort des Bürgermeisters Christian Breithecker (Quelle: www.braunfels.de; Stand Mai 2019) kann ich mich voll und ganz anschließen.

 

"Um aber zu verstehen, warum dies ein Ort zum "Durchatmen", zum Flanieren, Erholen, Verweilen, zum Leben und Erleben ist - dazu sollten Sie möglichst bald und immer wieder meiner Einladung folgen, und Braunfels mit allen Sinnen selbst entdecken." Ein weiterer Satz aus dem Grußwort des Bürgermeisters Christian Breithecker (Quelle: www.braunfels.de; Stand Mai 2019), welchem ich mich anschließen möchte. Bevor ich nun wieder mit dem Aufzählen von Daten beginne, möchte ich es einfach bei diesen Zeilen über Braunfels mit seinem märchenhafte Schloss belassen und jedem Leser empfehlen, den Ort selbst zu bereisen.

 

Nach meiner Pause drehte ich eine kleine Runde über die Schloßstraße und den Burgweg, bevor ich die innere Altstadt über die Borngasse in Richtung Norden verließ (wenn man keine 40 km laufen muss, bietet sich natürlich eine Schloßführung an). Ab hier folgte ich bis Herborn dem Hessenweg 1, was ich wie so oft erst beim Verfassen des Berichtes merke, da ich unterwegs einfach die geplante Route lief, ohne auf Markierungen oder Schilder zu achten.

 

Von Braunfels ging es überwiegend abwärts zur Lahn, an welcher mit etwa 140 m ü. M. der tiefste Punkt meiner 4-Tages-Tour (und gleichzeitig der tiefste Punkt meiner restlichen Regionalliga-Tour) erreicht wurde. Weiter ging es durch die Kleinstadt Leun, welche im Jahre 771 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Ortskern finden sich einige schöne Fachwerkhäuser. Wenn man aber am selben Tag Braunfels, Herborn und Dillenburg besucht, macht dieser Ort im Vergleich jedoch keinen guten Eindruck... In den 1970er Jahren wurden in Leun durch eine Straßenverbreiterung einige Fachwerkhäuser (darunter das alte Gerichtsgebäude) "geopfert".

 

Hinter Leun folgte ein über 10 km langer Abschnitt nach Greifenstein. Meist im Wald und die meiste Zeit ging es aufwärts. Leider war ich beim Einstieg in den Wald unaufmerksam und verpasste meinen Abzweig. Genervt wollte ich nicht den selben Weg zurückgehen und lief über eine kleine Lichtung durch den Wald und fand auch schnell einen auf meiner Karte verzeichneten Pfad, der mich zurück auf den Hessenweg 1 führte. 

 

Ein Schild machte mich unterwegs auf die "Dianaburg" aufmerksam. Der kurze Abstecher führte mich zum ehemaligen Jagdschloss, welches 1842/43 auf dem Kesselberg (412 m ü. M.) erbaut wurde. Da es nicht zugänglich war, setzte ich meine Tour nach einem kurzen Aufenthalt fort, bis ich gegen 13:30 Uhr die Burg Greifenstein (441 m ü. M.) im gleichnamigen Ort erreichte. Die Höhenburg ist die höchstgelegene Burg des Lahn-Dill-Kreises. Für 4 EUR Eintritt (Stand Mai 2019) kann man die Burganlage inklusive der "Glockenwelt" besichtigen - mit über 100 Glocken findet sich hier eine der bedeutendsten deutschen Glockensammlungen. Geplant war der Besuch der Greifensteiner Burganlage nicht, wurde jedoch spontan eingeschoben. An diesem Freitag hatte ich die Burganlage fast für mich allein und natürlich bestieg ich den doppeltürmigen Bergfried. Von der "Brücke", welche die beiden Turmspitzen verbindet, hat man durch die Fenster eine schöne Aussicht auf die Umgebung sowie die restliche Burganlage. Zugleich war hier der höchste Punkt des heutigen Tages erreicht.

 

Im Anschluss an den Burg-Besuch begann der Abstieg in die historische Fachwerkstadt Herborn. Nach dem verlassen des Ortes Greifenstein boten sich nochmals Aussichten auf die Dill sowie die Umgebung, bevor es einige hundert Meter später wieder in den Wald ging. Die etwa 10 km bis Herborn brachte ich in weniger als 2 h hinter mich. Im südlichen Gewerbegebiet der Stadt, welche 1048 erstmals urkundlich erwähnt wurde,  fand ich "Das EssZimmer" und kehrte hier ein. Zwar mit Zeitbegrenzung, da das Restaurant für später bereits ausgebucht war, aber anfangs war ich noch der einzige Gast. Das leckere Essen hat sich wohl schon rumgesprochen. Gestärkt ging es anschließend weiter in die historische Altstadt, die nicht umsonst zu den zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Deutschlands gehört. Hier finden sich zahlreiche Baudenkmäler aus verschiedenen Jahrhunderten. Über die historischen Gebäude gäbe es eine Menge zu erzählen. Ähnlich wie in Braunfels möchte aber nicht unnötig viele Daten auflisten, sondern ganz einfach einen Besuch der Stadt empfehlen - es lohnt sich!

 

Von der Herborner Altstadt aus waren nur noch etwa 6 km zu meiner Unterkunft zu laufen. Ich wählte dafür den kürzesten Weg, welcher ab Herborn nicht mehr dem "Hessenweg 1" folgte. Immer in der Nähe von Dill und B277 ging es über asphaltierte Wege und Straßen in den südlichen Teil der Oranienstadt Dillenburg, wo ich in der bereits gebuchten "Privatunterkunft Marianne und Lothar Langer" unterkam. Für gerade einmal 25 EUR gab es hier ein großzügiges Zimmer in einer weitaus angenehmeren Unterkunft, als noch am Vortag.

04.05.2019 Vormittag (vor dem Spiel): Dillenburg - Haiger
12 km, Höhenmeter: 165 m Aufstieg, 85 m Abstieg

Ja, auch heute ging es fast 2 h zu spät los (ca. 9:20 Uhr), so dass mir weniger Zeit für einen entspannten Morgen im geschichtsträchtigen Dillenburg blieb. Bekannt ist die Stadt vor allem als Geburtsort vom "Vater" der Niederlande - Wilhelm von Oranien, der 1533 hier geboren wurde. Bei unseren niederländischen Nachbarn ist das an der "Oranier-Route" gelegene Dillenburg dadurch ein beliebtes Reiseziel. Wie die am Vortag besuchten Städte Braunfels und Herborn liegt auch Dillenburg an der Deutschen Fachwerkstraße. Und das sieht man auch; im Stadtzentrum des 1254 erstmals urkundlich erwähnten Städtchens finden sich überall schöne Fachwerkhäuser.

 

Vom schnell erreichten Stadtzentrum stieg ich zum Wahrzeichen auf - dem Wilhelmsturm über den Kasematten vom Schloss Dillenburg. Heute dient der Wilhelmsturm als Aussichtsturm und beinhaltet ein Museum. Im Ort machte ich dann eine Frühstückspause, bei welcher ich die genaue Route festlag, und bracht anschließend Richtung Haiger auf. Die etwa 8 noch zu laufenden Kilometer führten mich bis Haiger immer entlang der Dill. Kurz vor Haiger waren davon etwa 1,5 km auf dem Fußweg an der B277 zu laufen - aber das war einfach der schnellste Weg. Im Ort deckte ich mich noch mit ein paar Lebensmitteln und vor allem Getränken für den Abend und den nächsten Tag ein, um nach dem keine Zeit zu verlieren. 

Regionalliga Südwest, 32. Spieltag
TSV Steinbach Haiger - FC Astoria Walldorf 0:1
Samstag, 04.05.2019, 14:00 Uhr
Spielort: SIBRE-Sportzentrum Haarwasen Haiger
Zuschauer: 1.063

Gegen 12:45 Uhr erreichte ich das Stadion, wo mich der Vorstand und Sicherheitsbeauftragte Peter Engel abholte. Für mich gab es so eine persönliche Stadionführung, bei welcher er mir einiges über Verein und Stadion erzählte. Beim TSV kam meine Regionalliga-Tour sehr gut an - eine persönliche "Betreuung" bekam ich bei keinem anderen Spiel auf meiner Tour. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an den Verein und vor allem Peter Engel.

 

Seit der Saison 2015/16 spielt der TSV Steinbach Haiger in der Regionalliga Südwest und durfte diese Saison sogar vom Aufstieg träumen. Die Hinrunde beendete man auf dem 2. Platz, ließ jedoch zu Beginn der Rückrunde zu viele Punkte liegen, als dass man den konstant punktenden Mannheimern hätte Paroli bieten können. Schnell hatte sich zu Beginn der Rückrunde eine mögliche Aufstiegschance erledigt; vor dem Spiel gegen den FC-Astoria Walldorf war man bereits auf den 7. Tabellenplatz zurückgefallen. Für die Gäste ging es dagegen noch um den Klassenerhalt; war mit 5 Punkten Vorsprung aber in einer sehr guten Ausgangsposition.

 

So war der Gast vor allem bemüht, hinten wenig zuzulassen und vorn mit einem Konter zum Erfolg zu kommen. Das Heimteam tat sich damit sichtbar schwer, war aber dennoch die etwas bessere Mannschaft und kam auch zu ein paar wenigen Chancen. Das Wetter schien mit dem Gezeigten nicht einverstanden und bescherte den Mannschaften Anfang der 2. Halbzeit einen starken Regenschauer. Mir persönlich war das sehr recht, da den ganzen Tag über viele Wolken unterwegs waren und es unbeständig war. Also konnte es lieber während des Spiels regnen, als während der anstehenden 20 km nach Spielende. :-)

 

In der 2. Halbzeit konnte Walldorf des Spiel ausgeglichener gestalten. Irgendwie schien klar, dass das erste Tor heute die Entscheidung bringen würde, wenn es nicht beim durchaus gerechten 0:0 bleiben sollte. In der 82. Minute gelang dies Erik Wekesser, der mit seinem 15. Saisontor das Tor des Tages für seinen FC-Astoria Walldorf erzielte. Mit diesen 3 Punkten machte der Gast den Klassenerhalt perfekt, da die Konkurrenz aus Stuttgart und Worms in den zeitgleich stattfindenden Spielen nicht punkten konnte. Auf Seite der Heimmannschaft dagegen gab es für Trainer Frank Döpper auch 7. Spiel keinen Sieg. Nach dem schlechten Rückrunden-Start wurde Cheftrainer Matthias Mink entlassen (fast 3 Jahre war er für den TSV tätig) und der bisherige Co-Trainer Frank Döpper übernahm für den Rest der Saison. Für die kommende Saison, in welcher man in der Tabelle wieder vorne angreifen möchte, übernimmt der gebürtige Dortmunder Adrian Alipour (zuletzt Cheftrainer beim Wuppertaler SV).

 

1.063 Zuschauern fanden heute den Weg ins Stadion, wie fast immer diese Saison gab es somit auch gegen Walldorf eine vierstellige Besucherzahl. In der ersten Regionalliga-Saison erreichte man mit fast 1.400 Zuschauern/Spiel den besten Zuschnitt; in den Folgejahren schwankte der Zuschauerschnitt um 1.100 bis 1.300 Besucher/Spiel. Insgesamt könnten 4.700 Zuschauer im "SIBRE-Sportzentrum Haarwasen Haiger" Platz finden. Es handelt sich bei der Anlage um einen Sportplatz, welcher nach und nach zu einem kleinen Stadion ausgebaut wird. Momentan befindet sich der neue Gästeblock im Bau, welcher zu einer mehrstufigen Stehplatz-Tribüne hinter dem Tor links der Haupttribüne ausgebaut wird. 

04.05.2019 Nachmittag (nach dem Spiel): Haiger -Dillenburg -Angelburg Lixfeld
23,6 km, Höhenmeter: 590 m Aufstieg, 480 m Abstieg

Nach dem Spiel wartete der anspruchsvollste Teil meiner 4-Tages-Tour: Die über 23 km mit insgesamt über 1.000 zu laufenden Höhenmetern, welche natürlich möglichst im im hellen geschafft werden sollte. Also ging es nach Spielende zügig auf gleichem Weg zurück nach Dillenburg, wo ich dann doch nochmals einen kurzen Stopp in einem Supermarkt einlegte. In Dillenburg begann nach unterqueren der Bahngleise ein steiler Aufstieg in den Wald. Im Wald angekommen, traf ich auf 2 Rehe, die mich erstaunt ansahen, bevor sie das Weite suchten. 

 

Von der Bahnunterführung in Dillenburg aus wurden auf den ersten 2 km schnell etwa 170 m Aufstieg überwunden und der Aussichtspunkt "Presbers Lust" wurde erreicht. Hier befindet sich eine farbenfrohe Holzhütte, welche Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Ein sehr schönes Fleckchen für eine Rast, um sich für den Rest der Tour zu stärken. Anschließend ging es weiter durch den Wald, nun auch mal mit leichten, angenehmen Abstiegen. Insgesamt waren ab Dillenburg etwa 12 km fast ausschließlich im Wald zu gehen. Auf diesem Wald-Abschnitt traf ich nur Anfangs auf ein älteres Pärchen und war ansonsten allein unterwegs.

 

Kurz vor 19 Uhr war der Sattel oberhalb von Nanzenbach erreicht. Damit war klar, dass ich Lixfeld heute nicht allzu spät erreichen würde. Denn trotz des schnellen Tempos war ich noch immer fit und ab hier lagen kaum mehr als 8 km vor mir. Ich gönnte mir eine kurze Pause und setzte meinen Aufstieg Richtung Eschenburg fort. Auf dem vor mir liegenden Waldweg war mal wieder ein Reh unterwegs, so dass ich während der 12 Wald-Kilometer mehr Rehen, als Menschen begegnete. Anfangs konnte ich mich dem Reh Stück für Stück nähern. Wie seine Artgenossen, verschwand aber auch dieses Reh im Wald.

 

Noch immer gut in der Zeit, beschloss ich, einen kurzen Abstecher zur Erhebung Eschenburg (589 m ü. M.) zu machen, in der Hoffnung hier eine Burgruine zu finden... Tatsächlich steht auf der Erhebung Eschenburg (der höchste Punkt befindet sich im Wald) ein mehrere Meter hohes Turm-Modell. In den 1930er Jahren wurde hier der Eschenburgturm gebaut, welcher 1945 Ende des 2. Weltkrieges zerstört wurde - heute Erinnert eben diese Nachbildung daran. Hier war für mich der höchste Punkt des Tages erreicht.

 

Kurz danach glaubte ich einen Wolf gesehen zu haben, welcher gemütlich auf den Weg überquerte. Ob es wirklich ein Wolf war, kann ich nicht sicher sagen, kann mir aber auch nicht vorstellen, es mit einem anderen Tier verwechselt zu haben. Danach begann ein steiler Abstieg zur Straße L3043 über einen leicht verwachsenen Pfad, der etwas unangenehm zu gehen war. Auf der anderen Straßenseite der L3043 ging es wieder in den Wald, wo man die eben abgestiegenen 100 Höhenmeter wieder aufstiegen durfte. Vorbei am Örtchen Hirzenhain ließ ich den Wald hinter mir und lief mit dem Sonnenuntergang im Rücken dem Tagesziel entgegen. Mit ständigem Blick auf den Fernsehturm Angelburg, welcher mir schon einmal die Richtung für den nächsten Tag zeigte, ging es über den Kamm des "Bubalz", wo 3 Windräder Strom produzieren. In der Umgebung findet man zahlreiche weitere Windräder.

 

Noch kurz vor 21 Uhr traf ich in der Pension Santowski in Angelburg Lixfeld ein. Direkt neben der Pension befinden sich die evangelische Kirche Lixfeld sowie ein Friedhof. Wie in der Nacht zuvor kostete mich - das diesmal kleine Zimmer - lediglich 25 EUR. Frühs bekam ich sogar eine kleine Kanne Kaffee vors Zimmer gestellt.

05.05.2019: Angelburg Lixfeld - Marburg (Lahn)
34,7 km, Höhenmeter: 465 m Aufstieg, 725 m Abstieg

Start war heute kurz nach halb 7 und somit für einmal nur unwesentlich später, als geplant. Knapp 35 km standen heute noch auf dem Programm und für 16:35 Uhr war die Rückfahrt ab Marburg gebucht, so dass es auch wichtig war, nicht viel zu spät zu starten. Noch immer war ich erstaunlich fit, trotz der über 110 km in den letzten 3 Tagen. Ich lief in Richtung des Fernsehturms Angelburg und kreuzte kurz hinter diesem dem Fernwanderweg "Hessenweg 1", welchem ich am Freitag von Braunfels nach Herborn folgte. 

 

Nach einigen Kilometern ließen dann doch die Kräfte nach - nun spürte ich doch die Anstrengungen der letzten Tage. Dennoch sah ich es sehr positiv, dass das erst jetzt passierte. Ich hatte durchaus bedenken, bereits am 1. Tag platt zu sein und mich durch die Tage quälen zu müssen; spätestens jedoch während der Abend-Tour nach dem Spiel in Haiger. Vor allem bei dem teilweise hohen Tempo. Erstaunlicherweise kam ich aber sehr gut durch die ersten 3 Tage. Nur der Rest des 4. Tages sollte also anstrengender werden und viel Willen erfordern. Kräftemäßig am Ende, wie früher bei manchen Touren, war ich aber zu keinem Zeitpunkt.

 

Bottenhorn wurde nach 6 1/2 km erreicht - und hier begann es tatsächlich kurz zu schneien. Im Mitteldeutschen Raum im Mai ein doch eher ungewöhnliches Ereignis, auch wenn man sich hier auf fast 500 m Höhe befindet. Hinter dem Dorf Bottenhorn musste mal wieder für 1 km einer Landstraße (L3049) ohne Gehweg gefolgt werden - scheinbar ist das aber auch tatsächlich ein Abschnitt eines offiziellen Wanderwegs. Autos in Richtung Bottenhorn waren jedenfalls nur wenige unterwegs...

 

Meine Route führte mich kurze Zeit später wieder in den Wald und oberhalb des Steinbruches Rachelshausen. Bis 1996 wurde in diesem für ungefähr 100 Jahre Diabas gebrochen (bei "Rachelhäuser Diabas" handelt es sich um sehr hartes Devonisches Vulkangestein), heute ist die Gegend ein Naturschutzgebiet, in welchem seltene Vogelarten nisten und einige Reptilien leben. Oberhalb des Steinbruches hat man eine schöne Aussicht Richtung Süden.

 

Vom Steinbruch Rachelshausen ging es noch ein paar Kilometer durch den Wald, über die B453 und in die Ortschaft Bellnhausen. Kurz vor dem Ort traf ich eine größere Gruppe Wanderer. Bis dahin traf ich auf 15 km mehr Hasen, als Menschen (2 Hasen vor Bottenhorn, einen Mann mit Hund hinter Bottenhorn). 2 km hinter Bellnhausen erreichte ich Sinkershausen. Es ging weiter entlang an Wiesen und wieder durch Wälder, mit leichten Auf- und Abstiegen. Ich hatte viel Zeit, um über meine hinter mir liegende Tour nachzudenken. Nicht nur über diese 4 Tage, auch über die gesamte Regionalliga-Tour, die sich unaufhaltsam dem Ende zuneigte. Schließlich lag nur noch 1 Stadion vor mir, mit erreichen von Marburg wären zudem über 98 % der Laufstrecke geschafft. Kaum zu glauben, dass die Saison - und somit meine Regionalliga-Tour - fast zu Ende sein soll. Aber so war es nun mal...

 

Wieder die meiste Zeit im Wald lief ich also Marburg entgegen und traf gegen 14:30 Uhr am Marburger Schloss ein. Die letzte halbe Stunde ließ ich dabei sehr gemütlich angehen, schließlich boten sich da schöne Blicke auf das unter mir liegende Marburg. So konnte ich wenigstens noch 2 h im schönen Marburg verbringen und konnte endlich meinen Hunger stillen, da es auf der heutigen Tour leider an Einkehrmöglichkeiten fehlte. Erschöpft von der kilometermäßig längsten Mehrtagestour meines Lebens trat ich dann per Bahn die Heimreis an.