Tour- & Saisonfinale!

Regionalliga Südwest, 34. Spieltag
TSV Eintracht Stadtallendorf - TSG 1899 Hoffenheim II 4:1
Samstag, 18.05.2019
Spielort: Herrenwaldstadion, Stadtallendorf
Zuschauer: 335

& 27 km (2 Tage) zu Fuß von Marburg nach Stadtallendorf

Finale! Und das bietet nochmals einiges Neues. So erfolgt die letzte Anreise zum Ausgangspunkt in Marburg ab Bad Cannstatt per Mitfahrgelegenheit - eine Premiere auf meiner Tour durch die Regionalliga. Am letzten Spieltag ist es auch mein 1. Spiel von Eintracht Stadtallendorf (auch auswärts hatte ich zuvor nicht das Vergnügen, auf Stadtallendorf zu treffen, während ich den 1. FC Saarbrücken insgesamt 7x sah). Beim Gastverein Hoffenheim II ist es meine Auswärts-Premiere (Hoffenheim sah ich nur zuhause - gegen Saarbrücken…).

 

27 km in 2 Tagen - die mit Abstand einfachste 2-Tages-Tour der Saison. Kein Vergleich mit der längsten Abschnitt 2 Wochen zuvor, als über 140 km in 4 Tagen absolviert wurden…

Marburg

Für den Ausgangspunkt des Finales meiner Regionalliga-Tour gibt es einen passenden Satz: "Andere Städte haben eine Universität, Marburg ist eine."

 

Ein Sprichwort, dass auch heute durchaus aktuell ist. Schließlich sind die Studiengebäude der 1527 gegründeten Philipps-Universität Marburg übers Stadtgebiet verteilt und von den 75.979* Einwohnern* sind etwa ein Drittel Studierende*. Dabei ist die Philipps-Universität die älteste protestantische Universität, die heute noch besteht.

 

Bekannt als Universitätsstadt besticht Marburg auch durch seine schöne Fachwerkaltstadt. Oberhalb der Stadt erhebt sich das Landgrafenschloss Marburg, dessen Baugeschichte bis ins zehnte, vielleicht sogar ins neunte Jahrhundert zurückreicht. Es wurde in der Vergangenheit bereits als befestigte Wohnburg, Residenz, Garnisionssitz, Gefängnis und Staatsarchiv genutzt. Vom Gelände des Schlosses hat man auch eine schöne Aussicht über die Stadt, so dass man sich einen Besuch des Schlosses nicht entgehen lassen sollte, wenn man nach Marburg reist. 

 

* Marburg Einwohner: 75.979 (Zahlen vom Juni 2018)         

Marburg Studenten/innen: 24.758 (Wintersemester 2018/19)

Quelle: Marburg Stadt und Land Tourismus GmbH / www.marburg-tourismus.de

17.05.2019: Marburg - Amöneburg
17,2 km, Höhenmeter: 325 m Aufstieg, 190 Meter Abstieg

Abgesetzt wurde ich vom Fahrer der Mitfahrgelegenheit (ein ehemaliger Student der Philipps-Universität Marburg, der hier Freunde besucht...) gegen 13:30 Uhr am Marburger Bahnhof und lief in Richtung Altstadt zur berühmten Elisabethkirche. Das evangelische Kirchengebäude wurde 1235 bis 1283 über dem Grab der Heiligen Elisabeth erbaut und wurde zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte. Zudem ist sie die früheste rein gotische Kirche östlich des Rheins.

 

Heute lief ich nur durch den unteren Teil der Stadt, wo ich wegen der gesperrten Weidenhäuser Brücke (die älteste Lahnbrücke Marburgs) einen Mini-Umweg in Kauf nehmen musste. Auf der anderen Seite des Lahns begann der Aufstieg über etwa 150 Höhenmeter in den Wald oberhalb der Stadt. Einzig beim Einstieg in den Wald (bei der L3088) musste ich etwas aufpassen, den richtigen Weg zu finden, da es den ein oder anderen Weg/Pfad gab, welcher nicht in meinem Kartenmaterial vorhanden war.

 

Von da an folgte ich den Rest des Tages bis Amöneburg dem Jakobsweg / Elisabethpfad; wobei ich nur sehr wenige Markierungen fand und im Wald manche Stellen recht zugewachsen waren. Viele Pilgerer scheinen also nicht unterwegs zu sein - durch den Abstieg von Stadtallendorf werden auch die Regionalliga-Pilgerer zukünftig ausbleiben...

 

Die Route war den Rest des Tages jedoch immer logisch, so dass ich keine Markierungen brauchte. Abgesehen vom kurzen Wald-Stück führte der Weg heute durch flaches, landwirtschaftlich genutztes Gebiet sowie die Dörfer Schröck und Kleinseelheim. Da mein Tagesziel Amöneburg die flache Umgebung um etwa 150 Meter überragt, hatte ich es schon hinter Schröck die meiste Zeit im Blick.

 

Ein Anwohner in Kleinseelheim versuchte mir den Gang nach Stadtallendorf noch auszureden. Egal was mein Plan vorsehe, nach Stadtallendorf sollte ich seiner Meinung nach auf gar keinen Fall gehen (dort sei es sehr gefährlich). Aber ein Abbruch kurz vor dem Ziel meiner 1.400 km Tour wegen der Meinung einer Zufalls-Begegnung war natürlich keine Option. Schließlich halten mich negative Meinungen anderer Menschen auch nicht von meinen Balkan-Reisen ab.

 

Kurz hinter Kleinseelheims begann der letzte erwähnenswerte Aufstieg meiner Tour nach Amöneburg; einer Kleinstadt mit der gleichnamigen Burg. Hier durfte ich auf 2,5 km nochmals 150 Höhenmeter überwinden. In Amöneburg lief ich außerhalb der Stadtmauer zur Burg-Ruine. Danach ging es zum Gästehaus Kliem, wo ich ein paar Tage zuvor telefonisch ein Zimmer reservierte. Für die letzte Übernachtung meiner Tour gönnte ich mir hier für 38 EUR (inkl. Frühstück) eine der teuersten Unterkünfte, die gleichzeitg auch eine der schönsten Unterkünfte der Tour war - mit großem Zimmer und Blick auf den Marktplatz. Zudem konnte ich so den Abend in Amöneburg verbringen - dem wohl schönsten Platz zwischen Marburg und Stadtallendorf.

 

Amöneburg ist Mittelpunkt des Amöneburger Beckens und liegt auf einem 365 m hohen Basalt-Kegel. Um etwa 150 Meter wird die Umgebung überragt, so dass sich von Amöneburg schöne Fernsichten auf die Umgebung bieten. Die besten Fernsichten hat man dabei wohl vom kleinen Rundweg, welchen man bei einem Besuch von Amöneburg auf jeden Fall begehen sollte (nur etwa 1,5 km). Der Weg folgt der gut erhaltenen Stadtmauer und an verschiedenen Stellen wurden Bänke aufgestellt. Auch ich lief kurz vor Sonnenuntergang auf diesem Weg und begegnete mal wieder einem Reh. Es sah mich mehrmals an, ohne wegzulaufen - erst ein heimischer Hund vertrieb es .

Letzter Tag!
18.05.2019: Amöneburg - Stadtallendorf
10 km, Höhenmeter: 55 m Aufstieg, 175 Meter Abstieg

Anders als üblich startete auch der letzte Tag der Tour. Waren doch heute nur noch mickrige 10 oder 13 km (2 Lauf-Varianten standen zur Wahl) zu absolvieren, musste ich nicht vor Sonnenaufgang aufbrechen, wie es sonst oft genug der Fall war. Ungewohnt spät - gegen 8:15 Uhr - ging es also zum Frühstück. Auch das eine Ausnahme auf meiner Tour - üblicherweise lief ich einige Kilometer, bevor es bei einem Bäcker eine Frühstückspause gab (zumal ich oft genug früher loslief, als es in den Unterkünften überhaupt Frühstück gegeben hätte).

  

Versprochen wurde ein reichhaltiges Frühstück - was mir als einzigem Gast tatsächlich auch serviert wurde. Direkt unter meinem Zimmer gelegen, hatte ich auch vom Frühstücksraum Aussicht auf den Marktplatz und verbrachte eine gemütliche Stunde.

  

Entspannt ging der Morgen weiter, ich lief nochmals über den Marktplatz zur Burg und ein Stück entlang der Stadtmauer, mit Fernsicht auf die Umgebung. Etwa 10:45 Uhr begann ich den Abstieg vom Burggelände über einen kleinen, leicht verwachsen Weg, welchen ich fast übersehen hätte.

  

Durch den Ort Römerhof, mit kurzem Stopp im kleinen Dorf-Supermarkt und am östlichen Ende von Römerhof vorbei an der Brücker Mühle.

 

Schwierigkeiten erwartete ich unterwegs keine, schließlich waren doch heute nur noch 10 km und wenige Höhenmeter zu absolvieren. Als Route wählte ich den direkteren Weg nach Stadtallendorf und folgte daher ab Amöneburg nicht weiter dem Jakobsweg / Elisabethpfad und ließ somit auch das Städtchen Kirchhain aus. Die so gesparte Zeit nutze ich lieber für den gemütlichen Morgen in Amöneburg. 

 

Gefühlt war es schon nach 11 Uhr sehr warm, so dass es angenehm war, auf dieser Weg-Variante einige Kilometer im schattigen Wald laufen zu können (die Weg-Variante durch Kirchhain wäre waldlos gewesen). Vermutlich war ich nur einfach nicht mehr gewohnt bei Temperaturen über 20 Grad zu laufen, schließlich war es ja nicht wirklich heiß.

 

Wie schon schon während der vorangegenagen 4-Tages-Tour über 140 km dachte ich über die verschiedenen Stationen der Saison und das dabei Erlebte nach. Und über möglicherweise nachfolgende Touren... In der Regionalliga West finden sich einige interessante Vereine. Gerade einmal um die 900 km, die zudem realtiv wenige Höhenmeter beinhalten, müsste man dabei laufen - fast schon ein Kinderspiel im Vergleich zur Regionalliga Südwest... Die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar wäre landschaftlich sehr reizvoll - vor allem der Abschnitt entlang der Mosel zwischen Trier und Koblenz, wo mich meine Regionalliga-Tour nicht hinführte. Mit grob geschätzt etwa 800 km wäre es anspruchsvoller als die Regionalliga West, da deutlich mehr Höhenmeter zu bewältigen sind. Spannend wäre auch das Durchlaufen der Schweizer Super Legaue... Eine "Wiederholung" der Regionalliga Südwest wäre ebenfalls denkbar - in einigen Jahren kann sich schließlich das Bild der Liga durch Auf- und Abstiege völlig verändern.

 

Dies nur als kurzer Einblick in meine Ideen für die Zukunft. Direkt geplant ist für die neue Saison ist nichts, da die Regionalliga-Tour doch sehr zeitintensiv war. Falls es in der nächsten Saison zu Fuß durch eine Liga gehen sollte, dann kommt nur eine kleinere Tour in Frage, die mir mehr Zeit für Anderes lässt - auch meinen eigenen Verein...

 

Vorbei am Landgut "Schloss Plausdorf" (nicht öffentlich zugänglich) ging es unaufhaltsam dem Ziel entgegen! Im Wald begegnete mir das letzte Reh meiner Tour. Etwa 2,5 km vor dem Ziel wollte es mir wohl im Namen aller Wald- und Wiesenbewohner zum Erfolg der Tour gratulieren. Sehr freundlich. Und kurz danach war es soweit - Stadtallendorf war erreicht! Noch ein kurzer Besuch im kleinen Supermarkt südlich des Stadions und danach war die komplette Regionalliga Südwest durchlaufen!

 

Im August in Freiburg gestartet, hatte ich also tatsächlich innerhalb einer Saison die Liga zu Fuß durchquert, ohne dabei irgendwelche Abschnitte auszulassen. 

Regionalliga Südwest, 34. Spieltag
TSV Eintracht Stadtallendorf - TSG 1899 Hoffenheim II 4:1
Samstag, 18.05.2019
Spielort: Herrenwaldstadion, Stadtallendorf
Zuschauer: 335

Die Eintrittskarte konnte ich direkt neben der Haupttribüne erwerben und meinen Rucksack problemlos am Eingang abgeben (und habe ihn nach dem Spiel sogar wiederbekommen...). Nach einem kleinen Spaziergang durch die Ostkurve suchte ich mir einen Platz ganz oben auf der überdachten Haupttribüne, welche den Mittelpunkt des Stadions darstellt und an den Seiten durch große Fenster geschlossenen ist. Offiziell soll das Herrenwaldstadion für 5.000 Zuschauer Platz bieten, davon 400 Sitzplätze auf der Haupttribüne. Sportplatztypisch sieht der Rest des Stadions aus - Stehplätze (teilweise mehrstufig) um die Banden außerhalb der Leichtathletikbahn. Etwa 1.000 Zuschauer sollen in den eingezäunten Gästeblock passen, welcher aber nur zu einigen Spielen geöffnet wird.

 

Für Stadtallendorf stand der Abstieg in die Oberliga bereits fest, dennoch bleiben für den Amateurverein 2 schöne Jahre in der Regionalliga. Zum abschließenden Regionalliga-Spiel kamen dann nur noch 335 Zuschauer; der schlechteste Wert während der gesamten 2 Regionalliga-Jahre. Kamen in der Vorsaison im Schnitt noch etwa 1.500 und zu den ersten 5 Heimspielen dieser Saison jeweils mindestens 1.000 Zuschauer, wurde die 1.000er-Marke danach nur noch am 21. Spieltag gegen Saarbrücken durchbrochen.

 

Vor Spielbeginn verabschiedete Stadtallendorf seine beiden Torhüter, den Co-Trainer Ante Markesic sowie einige Spieler. Das Prozedere zog sich etwas in die Länge, so dass der Anstoß fast 10 min verspätet erfolgte (wobei die Mannschaften bereits zu spät einliefen). 

 

Von Beginn weg war das Heimteam die bessere Mannschaft und ging früh in Führung, als Damijan Heuser nach einer Flanke den Hoffenheimer Torwart aus spitzem Winkel tunnelte (5. Minute). Stadtallendorf blieb auch danach die bessere Mannschaft und erspielte sich weitere Chancen. Hoffenheim agierte sehr passiv, erst nach 30-35 min fand man besser ins Spiel und kam in der 36. Minute zum Ausgleich. Bei mir kam der Eindruck auf, das Spiel würde nun kippen, was sich zu Beginn der 2. Halbzeit zu bestätigen schien. Die Gäste waren nun am Drücker und diktierten das Geschehen. Fast aus dem Nichts kam dann jedoch die erneute Führung für die Eintracht: Wieder war es Damijan Heuser der eine Flanke zum 2:1 nutzte. 7 Minuten später machte er seinen Dreierpack perfekt und traf zum 3:1. Der Widerstand von Hoffenheim war nun gebrochen und in der 78. Minute traf Yannick Wolf zum 4:1 Endstand.

 

Im Regionalliga-Abschiedsspiel gab es somit für Mannschaft und Fans einen versöhnlichen Abschluss, bevor es nächste Saison eine Klasse tiefer in der Oberliga weitergeht. Das 4:1 wird als höchster Sieg in die Stadtallendorfer Regionalliga-Geschichte eingehen (zusammen mit dem 4:1 gegen den FK Pirmasens einige Wochen zuvor).

 

Nach Schlusspfiff bedankten sich die TSV-Fans mit Plakaten für die Zeit in der vierthöchsten Spielklasse, die für einen kleinen Amateurverein keinesfalls selbstverständlich sind:

"DANKE! FÜR 2 GEILE JAHRE"

"Wo - Wann - Wie - Egal - Nur der TSV"

 

Auf der Videoleinwand im Stadion wurde anschließend der Rest des letzten Bundesliga-Spieltages live übertragen und somit den Fans die Möglichkeit gegeben, die letzten offenen Entscheidungen direkt im Stadion zu verfolgen. Mich jedoch zog es zum Stadtallendorfer Bahnhof, wo ich gegen nach 16:20 Uhr nochmals nach Marburg fuhr. Gewohnt kurzfristig - erst 2 Tage zuvor - hatte ich für 18:19 Uhr die Rückfahrt ab Stadtallendorf gebucht (über Marburg musste ich sowieso und die Zugbindung galt nur für den ICE ab Frankfurt). Zwar fühlte es sich in Stadtallendorf nicht gefährlich an (am Vortag riet mir ein Anwohner Kleinseelheims ja davon ab, nach Stadtallendorf zu gehen), aber wirklich spektakulär war es hier nicht. 

 

So verbrachte ich nochmals 2 h in der schönen Marburger Altstadt und konnte zum ersten mal einen der praktischen, öffentliche Aufzüge in die Oberstadt nutzen. Während meines Laufes durch Marburg wäre das nicht möglich gewesen, da ja die komplette Tour zu Fuß absolviert werden sollte und auch eine solch kurze Abkürzung per Aufzug für mich nicht akzeptabel gewesen wäre.

 

Eine lange, intensive Saison mit vielen neuen Erfahrungen ging also zu Ende. Vor allem in der Rückrunde hatte ich dabei oft das Gefühl, dass die Zeit unglaublich schnell vergeht. Aber in der Rückrunde lagen die Spielorte oft deutlich näher beieinander, auch waren sehr flache Etappen dabei, an denen man weite Strecken laufen konnte - ganz anders als noch zu Beginn im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb. Stadion auf Stadion wurde abgelaufen und das Ziel rückte immer schneller näher, bis es eben an diesem 18. Mai 2019 erreicht wurde.